Wandfarbe oder Tapete

15. Januar 2021
Wandfarbe oder Tapete

Wandgestaltung heute

Denken Sie bitte an Blau. Welches Blau Sie jetzt vor Ihrem inneren Auge sehen, ist mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit ein anderes Blau als sich Ihr Nachbar auf die gleiche Frage vorstellt. Farbe ist etwas sehr Individuelles. Farbe ist Licht. Farbe ist Emotion.

Zu den unzähligen Farbvarianten und Farbnuancen und den verschiedenen Farbprodukten gesellen sich die Tapeten, die Farben mit Struktur und Muster ergänzen. Bei der Wohnraumgestaltung steht man nun vor einer unendlichen Auswahlmöglichkeit und bei der gegebenen Entscheidungsüberforderung im schlimmsten Fall vor weißen Wänden. Schade eigentlich. Wobei ‚weiß‘ ist auch nicht mehr gleich ‚weiß’…

Wandfarbe oder Tapete

Das Leben ist bunt

In der Farbpsychologie werden Farben Eigenschaften zugeordnet. Farben erzeugen Gefühle und haben Töne. Glauben Sie nicht?

Zurück zum Blau: welches subjektive Temperaturempfinden haben Sie bei Blau im Gegensatz zu Rot? Hebt ein blauer Himmel nicht eher Ihre Stimmung als ein wolkenverhangener? Oder schreien grelle Farben nicht eher das Auge an als das satte Brummen dunkler Farbtöne?

Wie elementar Farben unser Leben bestimmen, zeigt sich auch in zahlreichen Videos im Netz, die die Freude zeigen, die farbenblinde Menschen empfinden, wenn Sie eine teure Korrekturbrille geschenkt bekommen und das erste Mal ihre Umgebung farbgetreu wahrnehmen.

Wir gestalten unsere Wohnräume und Häuser nach unserem persönlichen Geschmack oder sogar dem Zeitgeist. Dazu gibt es ständige Studien, und die Entwicklung des Wohnstils ist ein Spiegelbild der Gesellschaft.

Zeugen einer alten Kulturgeschichte

Wir bemalen bzw. dekorieren Wände schon seit der Steinzeit, wovon die Höhlenmalerei zeugt. Mit strukturierten Farbwalzen wurden früher mit Farbe Muster auf die Wand gebracht – in Anmutung einer Tapete. Vornehmlich in Bauernhäusern, da aufwendige Wanddekorationen unerschwinglich waren und nur in hochherrschaftlichen Villen oder Schlössern eingesetzt wurden.

In Schlössern und Museen finden wir heute noch Zeugnisse dieser Kulturgeschichte, wobei Tapeten damals nicht zwangsläufig aus Papier, sondern aus Stoff bestanden. Den Ursprung der Tapete findet sich also im Wandteppich.

Und nicht nur die Herstellung der Tapete war kostenintensiv und handwerklich aufwendig, sondern auch Farben bzw. deren Grundstoffe wurden hoch gehandelt.

Unzertrennlich: Farbton und Farbe

Man muss bei Farbe unterscheiden zwischen dem Farbton als auch dem der Farbe als Material an sich. Grundsätzlich kann man heute über Datenbanken bwz. Farbfächern wie RAL, Pantone oder NCS jede erdenkliche Farbe anmischen lassen.

Aber wie ist die Farbwirkung auf der Wand oder dem Möbel? Farbe und Farbtöne von den namhaften Herstellern sind fein aufeinander abgestimmt. Sie unterscheiden sich in Farbtiefe, Lichtbrechung, Haptik, Farbintensivität und Verarbeitung bzw. Deckkraft.

Viele Hersteller bieten eigene Farbsystem an und Hersteller wie kt.COLOR, Mylands, Farrow & Ball begründen ihre Farbauswahl auf historischen Farben.

Wußten Sie, daß die Fassadenfarbe des Schönnbrunner Schloßes in Wien ein eigenständiger Farbton ist?

Wandfarbe oder Tapete

Der rote Faden

Farben wirken miteinander, betonen Flächen und Architektur, heben die Raumwirkung und beeinflußen die Raumathmosphäre bzw. unser Empfinden und prägen den Stil der Einrichtung.

Farben können je nach Verarbeitung (z. B. Pinsel- oder Quastenstrich, Wickel- oder Schwammtechnik) und Untergrundbeschaffenheit Strukur nachahmen. Mit Tapeten hingegen kann man ganze Wandbilder und eine dreidimensionale Wirkung erzeugen. Tapeten bestehen auch nicht zwangsläufig aus bedruckten oder bemalten Papier. Hersteller wie die französische Firma Elitis bietet Tapten aus Vlies, Holz, Pflanzenfasern, Leder oder sogar Federn an.

Dabei muss jeder Raum individuell nach seinem Grundriß, Zweck und Lichteinfall betrachtet werden. In der Regel betont man die sogenannte prominente Wand mit einer kräftigen Farbe oder einer ausdrucksvollen Tapete und nimmt die anderen Wände farblich zurück. Des weiteren ist die Bodengestaltung und auch die Zimmerdecke zu berücksichtigen.

Stuckornamente kommen viel besser zu Geltung, setzt man sie nicht nur von den Wänden, sondern auch von der Decke farblich ab. Und wer sagt, daß Zimmerdecken immer weiß sein müssen?

Wandfarbe oder Tapete
Wandfarbe oder Tapete

Mode und Trends

Seit Anbeginn der Zeit beschäftigen sich Designer und Architekten mit Mode und Trends, die auch vor der Interiorbranche nicht halt machen. Geschmäcker und Stile wandeln sich zwar nicht so schnell wie auf dem Laufsteg, dennoch sollte man ruhig Mut zur Farbe beweisen und diese bei der Einrichtung des persönlichen Wohntraums nicht außer Acht lassen. Schließlich macht es die moderne Farb- und Tapetenherstellung möglich, sich auch das extravaganteste Muster oder das tiefste Blau an die heimische Wand zu zaubern.